Lebenslanges Lernen: Mein Praktikum im Maximilianeum

“Über den Tellerrand schauen” sollte jeder hin und wieder. Stichwort: Lebenslanges Lernen. “Geh mal für ein paar Tage in einen anderen Job!”, hieß es und meine Neugier führte mich in den Bayerischen Landtag. Was machen die Leute in unseren Parlamenten eigentlich die ganze Zeit? 

Anstrengend und verantwortungsvoll 

Nachdem nicht jeder einfach so durchs Maximilianeum spazieren darf, brauchte ich Unterstützung – und bekam sie. Als Praktikant konnte ich Stephanie Schuhknecht, MdL von den Grünen, drei Tage lang begleiten: Arbeitskreise, Fraktionssitzungen, Plenum, Vorbesprechungen zu Ausschusssitzungen und dann der Petitionsausschuss selbst. Ich hätte unterschätzt, wie vielfältig die Aufgaben der ParlamentarierInnen sind und wie hoch die Arbeitslast ist. Jedes Thema erfordert größtmögliche Aufmerksamkeit. Im Petitionsausschuss wurde mir sehr bewusst, dass die Arbeit unserer Parlamentarier deutlich mehr mit der Realität von uns Bürgern zu tun hat, als ich mir vorgestellt hatte.

Mehr Disziplin als in manchem Unternehmen

Ich war tief beeindruckt von der Disziplin und Struktur, mit der grüne Abgeordnete (die restlichen Fraktionen kann ich nicht beurteilen) ihr Tagesgeschäft verrichten. Ich weiß, dass jede und jeder einzelne Abgeordnete nur Wählerinnen und Wählern sowie dem eigenen Gewissen verpflichtet ist und keinem Vorgesetzten! Die Zusammenarbeit in der Fraktion untersteht keiner zentralen Autorität, sondern ausschließlich der geteilten Überzeugung und dem gemeinsamen Ziel, gute Ergebnisse zu erreichen. Hier funktioniert das hervorragend. 

Selbstorganisierendes Team zum Anfassen

Gerade als Coach und Moderator für selbstorganisierende Teams, z.B. in Agilen Transformationen und anderen New Work Environments, fasziniert es mich, diese Menschen zu beobachten. Immerhin haben die Leute keinen Chef – und es klappt trotzdem (oder deshalb?). Was mich fasziniert? Die Art und Weise sich zu organisieren, Entscheidungen zu treffen und natürlich der Umgang miteinander. Chapeau! 

Ist der Mehrheitsbeschluss die beste Option?
Diese Frage beschäftigt mich besonders: Sollte die Fraktion nicht besser andere Formen der Entscheidungsfindung ausprobieren?  Wäre das Systemische Konsensieren vielleicht die zielführende Alternative zu Mehrheitsbeschlüssen?
Ich wurde Zeuge einer sehr knappen Entscheidung in der Fraktionssitzung. Der Widerstand im Raum war spürbar. Im Protokoll wird dennoch nur zu lesen sein, was die Fraktion beschlossen hat. Mal sehen, wie sich die Geschichte umsetzen lässt – samt Widerstand der Parlamentarier, die einen anderen Vorschlag favorisierten. Es waren nicht wenige.

Viele Welten im Paralleluniversum

Ja, das Parlament ist tatsächlich  irgendwie ein Paralleluniversum. Aber nicht nur eines, sondern ganz viele: Die unterschiedlichen Fraktionen sind schon Welten für sich. Dazu kommt die Landtagsverwaltung, die Kantine und die Allgegenwart bayerischer und deutscher Geschichte. Und doch drehen sie sich im Takt. Meistens.

Liebe Stephanie, hab vielen herzlichen Dank für Deine Aufmerksamkeit und die Beantwortung all meiner Fragen. Danke, dass ich mitlaufen und staunen durfte. Und ein besonderes Danke für Dein Engagement für uns Nachbarn aus Augsburg, Bürger Bayerns, Steuerzahler und Wähler, für unsere Gesellschaft und unsere Zukunft!

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