Corona und die Agilität – Der Abschied von “Richtig” und “Falsch”

Was ist richtig? Was ist falsch? Wir Menschen haben den unstillbaren Wunsch, darauf genau eine Antwort zu haben. Doch diese Beurteilung setzt vollständiges und absolutes Wissen voraus.

Nachdem wir dieses absolute und vollständige Wissen nicht haben, offenbart sich der Wunsch nach einem klaren Urteil als Illusion und wir müssen das Experiment wagen: Wir probieren aus, was uns selbst am naheliegendsten erscheint. Wir können also bestenfalls der Situation angemessen reagieren. Abwägen ist das Zauberwort – und das erfordert Mut.

Das Corona-Virus und die aktuelle Situation führen uns allen ganz konkret vor Augen, was es heißt, nicht zu wissen, mit was genau wir es zu tun haben. Und wir können daher auch kaum beurteilen, genau welches Handeln helfen wird, und welches nicht.

Es gibt kaum Erfahrungswerte und kein wirklich sicheres Expertenwissen, da kein Mensch jemals in einer vergleichbaren Situation war bzw. mit dieser Problemstellung zu tun hatte. Niemand, auch kein ausgewiesener Experte.

Wir lernen gerade alle gemeinsam: Politiker, öffentliche Verwaltung, unsere Nachbarn und Kollegen, und alle anderen  Experten, vom Virologen bis zum Katastrophenschutz, sind darauf angewiesen zu lernen. In der Tat ist gegenwärtig die beste Möglichkeit, täglich die Entwicklung der Pandemie zu beobachten, daraus Schlüsse zu ziehen, konstruktiv Handlungsoptionen zu erarbeiten und immer wieder auf Neue zu entscheiden. Zwangsläufig korrigieren wir dabei auch stetig Entscheidungen, die wir vielleicht erst vor wenigen Tagen getroffen haben.

Wir wenden die Methoden der Agilität an und nähern uns Schritt für Schritt einer Lösung. Dadurch müssen wir uns daran gewöhnen, dass wir Dinge, die uns heute helfen würden, oft erst später lernen werden. Schließlich können wir heute nur auf der Basis unseres heutigen Wissens entscheiden. Wir müssen erkennen und zulassen, dass wir möglicherweise schon morgen anders entscheiden werden. Mit anderen Worten: Wir sollten uns von der Idee verabschieden, unsere Entscheidungen mit simplen Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ zu be- und verurteilen.

Nichts anderes praktiziert unsere Regierung in den letzten Wochen. Meiner Meinung nach hat Angela Merkel genau das erkannt: Viel im  jetzt getroffene Entscheidungen können erst viel später qualifiziert werden. Sie müssen aber jetzt getroffen werden. Daher können Entscheidungsträger in der momentanen Situation nur angemessen reagieren. Angemessen im Hinblick auf das Umfeld, die Entwicklung und – sofern vorliegend – Prognosen. Und wenn die gewonnenen Erkenntnisse neue Handlungsoptionen ermöglichen, wird neu entschieden.

Wenn Sie Fragen zum agilen Vorgehen haben, sprechen Sie mich an. Ich beteilige mich gerne an Ihrem Erkenntnisprozess – im Zweifel durch konstruktive Fragen! 

Teilen Sie diesen Beitrag: